Erna-Scheffler-Ehrengrab

Eine Initiative des Soroptimist International Club Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Ortsverwaltung Wolfartsweier

Erna Scheffler (1893 -1983) 

Erste Richterin am Bundesverfassungsgericht und Wegbereiterin der Gleichberechtigung von Männern und Frauen

 

Erna Scheffler war im Jahr 1963 Gründungspräsidentin des Soroptimist International Club Karlsruhe. Sie ist unvergessen geblieben. Der Soroptimist International Club Karlsruhe hat ihr ein ehrendes Andenken bewahrt:

1. Zu ihrem 100.Todestag und zum 60. Clubjubiläum hat der Club eine von der Künstlerin und Clubmitglied Bronislava von Podewils (*1970) geschaffene Portraitbüste gestiftet, die am Ehrengrab von Erna Scheffler in Wolfartsweier aufgestellt ist. In Wolfartsweier hat Erna Scheffler die letzten 30 Jahre ihres Lebens verbracht.

2. Seit 1996 verleiht der Club alle 2 Jahre den mit 4000,-- € dotierten Erna-Scheffler-Förderpreis und seit 2005 zusätzlich den mit 1000,-- € dotierten Masterpreis an junge Naturwissenschaftlerinnen, die mit einer herausragenden Promotion oder mit einer besonders guten Masterarbeit aufgefallen sind. Die Preisträgerinnen werden aus Vorschlägen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ausgewählt. Die feierliche Übergabe findet seit Jahren im Bundesverfassungsgericht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Präsidenten in Anwesenheit hochrangiger Vertreter der Stadt Karlsruhe und des KIT statt. Die Festansprache hält regelmäßig eine der Richterinnen des Bundesverfassungsgerichts zur Erinnerung an Erna Scheffler, der 1. Richterin des Bundesverfassungsgerichts (1951-1963).

Mit diesem Amt als Verfassungsrichterin hat Erna Scheffler ihre Laufbahn als eine der ersten Juristinnen in Deutschland gekrönt. Dort hat sie sich seit 1951 erfolgreich als einzige Frau neben 23 männlichen Kollegen für die verfassungsrechtlich  verbürgte Gleichberechtigung von Männern und Frauen eingesetzt. Sie selbst drückte es so aus: Der Gesetzgeber bedurfte häufiger der Nachhilfe durch das Bundesverfassungsgericht.

Die Gleichberechtigung war ihr großes Thema, denn sie selbst hatte in ihrem Leben Frauendiskriminierung in vielfältiger Weise erfahren.

* Nach dem Tod ihres Vaters 1905 war der Mutter nicht nur die Verwaltung des eigenen Vermögens versagt, sondern für die Erziehung der Tochter wurde ein Vormund bestellt.

* Sie musste als Externe an einem Jungengymnasium ihr Abitur ablegen, weil es 1911  in Breslau noch kein Mädchengymnasium gab.

* Ihr Studium konnte sie nicht mit einem Staatsexamen beenden, zu dem Frauen nicht zugelassen waren. Die stattdessen erreichte Promotion (1915) eröffnete außer für Hilfstätigkeiten im Krieg keinen Berufszugang.

* Nach der Eheschließung (1916) verlor sie das Recht, eigenständig ein Bankkonto zu führen. Jetzt war die Unterschrift des Ehemannes erforderlich.

* Nachdem in der Weimarer Republik auch für Frauen der Zugang zu den juristischen Berufen mit dem 1. und 2. Staatsexamen eröffnet war, konnte sie zwar Anwältin ( ab 1925) werden, mit dem Richterberuf (ab 1928) musste sie indessen – anders als die Männer – warten, bis sie 35 Jahre alt war und nicht mehr verheiratet (sog.Zölibatsklausel), denn solche Frauen galten nicht als durch die Ehe versorgt und bekamen wahrscheinlich keine Kinder mehr – so die Motive hinter den Gesetzen und Verordnungen.

* Auch ab 1932 gab es wieder Sonderregelungen für weibliche Beamte, die durch die nationalsozialistische Gesetzgebung noch verschärft wurden.

* 1934 Versetzung in den Ruhestand als Frau und als Abkömmling eines Urgroßvaters jüdischen Glaubens.

* 1935 keine Heiratserlaubnis für die Eheschließung mit Georg Scheffler, den sie endlich unmittelbar nach Kriegsende Ende Mai 1945 heiratet.

Ab 1950 setzt sich Erna Scheffler, besonders auf dem Deutschen Juristentag, mit vielen Ideen aktiv für Gleichberechtigung ein, was sie mit ihren eigenen Erfahrungen untermauern kann. Jetzt geht es nicht mehr um die Beseitigung von rechtspolitischen Ungerechtigkeiten, sondern die Verfassung gebietet den Wandel. Steuerrecht, Sozialrecht, Beamtenrecht, Arbeitsrecht und Familienrecht müssen an das seit 1949 geltende Grundgesetz angepasst werden. Das erreicht sie im Verfassungsgericht, indem sie kluge Mehrheiten gewinnt. Nach ihrer Pensionierung wirbt sie weiter für die Verbesserung der Stellung der Frau mit Vorträgen in Schulen und Universitäten, auf Fachtagungen und internationalen Treffen über die zahlreichen Frauenverbände, denen sie angehört.

Im Geiste seiner Gründungspräsidentin unterhält Soroptimist International Club Karlsruhe auch heute noch enge Beziehungen zu anderen Frauenverbänden. Mehrfachmitgliedschaften sind nicht selten; die Kontakte werden gepflegt.

 

Die Portraitbüste wurde realisiert mit finanzieller Unterstützung durch folgende Sponsoren:

- Deutscher Juristinnenbund

- Arcadia Verwaltung GmbH aus Ettlingen

- EPR Metallbau aus Karlsruhe

- P&M Print und Medien GmbH Neuenbürg

- Verein der Richter und Richterinnen des Bundesverfassungsgerichts

- Friedhofsamt der Stadt Karlsruhe

 

 


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